Auf das Balfrin sollte es gehen. Laut einem Rother Wanderführer über das Wallis der höchste Berg, den man ohne "Seil und haken" erklimmen kann.
Nach dem Abitur will man ja schließlich was ganz "Großes" machen. So brach ich mit einem Freund ins Wallis auf.
Am Abend auf der Hütte erfuhren wir dann, dass wir bereits um 2:30 Uhr frühstücken mussten, was für unsere Tour nicht unbedingt nötig gewesen wäre; aber die wollen verständlicherweise alle auf einmal aus den Federn werfen. Und wenn einige Bergaspiranten in einer 16 Std.-Tour den ganzen Nadelgrat überschreiten wollen, ist die Aufstehzeit auch nachvollziehbar.
Von daher ließen wir uns Zeit beim Aufbruch. Es war ohnehin noch stockdunkel. Die Morgendämmerung entschädigte für die kurze und schlechte Nacht (an dieser Stelle herzlichen Gruß an den Schnarcher :-)).
Ansonsten ist der Weg bis zum Großbigerhorn mehr anstrengend und beschwerlich als anspruchsvoll, da kein wirklicher Weg in den großen Geröllblöcken vorhanden ist. Neuschnee, Eis und ar***kalte Temperaturen machten es nicht gerade angenehmer.
Die Aussicht vom Großen Bigerhorn ist dann jedenfalls umwerfend, vor allem die Zacken des Nadelgrat vis-a-vis. Dieses Gletscherbecken halet ich für einen der ästhetischsten Orte der Alpen.
Das eigentliche Ziel war aber ja das Balfrin, das man über einen schönen Grat im auf- und ab erreich,t bis man vor einer knapp 100 m hohen Gletscherflanke steht.
Mit ungutem Gefühl montierten ich die Steigeisen und wir stapften los. Da es die erste Tour des Jahres war, ich schon seit knapp 2 Jahren keine Steigeisen mehr dran hatte und mein Freund noch nie in den Bergen unterwegs war, wurde mir die Sache mit zunehmenden Gefälle zu heikel. Links gings steil den Gletscher mit weit geöffneten Spalten hinab und rechts eine 300 m hohe Abbruchkante auf den Bordiergletscher. Diese Aussichten waren, ohne einen bremsenden Pickel dabei zu haben, nicht unbedingt verlockend. Nach den Eiserfahrungen in diesem Sommer würde ich mich jetzt wohl sicher genug fühlen, aber damals war mir einfach das Risiko zu groß. Unverrichteter Dinge musste ich auf meinen bergunerfahrenen Freund warten, der das Risiko auf sich nahm und den Gipfel erreichte.
Solche Erfahrungen, denk ich, gehören zum Bergsteigen dazu.
Dem Gipfel so nah gewesen zu sein und trotzdem nicht oben, das wurmt einen schon. Aber es gibt Entscheidenderes: nämlich das persönliche Risoko in einer Situation richtig abzuschätzen und sich die Möglichkeit für einen weiteren Versuch bewahren.
Irgendwann komm ich wieder, Balfrin.
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Kommentare
Gruß,
JÖRG
Bin für folgende klärende Kommentare bezüglich des Horizonts dankbar.
da kann ich dir sehr gut nachfühlen -
ich bin mit den Superlativen mit der Zeit etwas spärlicher geworden,
denn man kann immer wieder - mit offenen Augen - solch wunderbare Plätzchen entdecken,
die einem unvergesslich bleiben!
Ich wünsche dir jedenfalls in deinem noch jungen Bergsteigerleben viele solcher Erfahrungen,
wo du mit grosser Freude und innerer Befriedigung zurückkehrst in die Niederungen des Alltags,
die dich wiederum zu neuen Höhen und Höhepunkten ziehen...
lg Fredy
Den Balfrin und Co. sehen wir jeweils morgens und abends in wundervollem Rot leuchten
direkt von unserem Ferienhäuschen in Zeneggen, vgl. z.B. das Pano 10844!
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