Tauernfenster: Goldbergblick und Subpenninikum   01382
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Legende

1 Steinmandlkopf
2 Edweinschröderkopf
3 Bockalmriedel
4 Edlenkopf
5 Schaflegerkopf
6 Sagkogel
7 Gamskarkogel
8 Seidlwinkltal
9 Ritterkopf
10 Wustkogel
11 Hocharn
12 Krumlkeeskopf
13 Noespitze
14 Modereck

Details

Aufnahmestandort: Gasthof Fuscher Lacke ("Mankeiwirt") (2263 m)      Fotografiert von: Olaf Kleditzsch
Gebiet: Glocknergruppe      Datum: 16.08.2020
Die Großglockner-Hochalpenstraße hat ihre – westliche – „Schokoladenseite“ mit dem höchsten Berg Österreichs (in den heutigen Grenzen) selbst und natürlich der Pasterze, dem – noch – längsten Gletscher des Landes und der Ostalpen. Zur Glocknergruppe zählt auch der das gesamte Fuscher Tal im Westen begleitende, aus Bündner Schiefer aufgebaute Kamm – der mittlere von dreien nach Norden in den Pinzgau streichenden des Massivs (s. etwa mein Pano Nr. 37834).

Die wesentlich seltener auf Abbildungen, auch hier auf AP, zu findende Ostseite ist auf den ersten Blick nicht so spektakulär aber auf den zweiten vielleicht nicht weniger interessant. Wir stehen an der im Gemeindegebiet von Rauris gelegenen Fuscher Lacke beim Gasthof „Mankeiwirt“ (Das ist der Mann mit dem Murmeltier auf der Schulter). Der Blick geht nach Osten auf die Goldberggruppe der Hohen Tauern. Die Gruppe ist im Schnitt deutlich niedriger als die benachbarte Glocknergruppe – ihr höchster Gipfel ist der Hocharn (auch Hochnarr oder Hoher Aar, also etwa „hoher Adlerberg“, mit 3254 m). Nichtdestrotz war die Gruppe, wie schon der Name andeutet, jahrhundertelang – neben dem Salzabbau in den Nördlichen Kalkalpen – einer der „Brotberge“ des Fürsterzbistums Salzburg. Bedeutend war (bis ins 19. Jh.) der Goldbergbau im Rauriser und Gasteiner Tal, wie auch die Silbergewinnung am Silberpfennig (Name!)

Eine geologische Besonderheit lässt sich zwischen Glockner- und Goldberggruppe, beiderseits des Seidlwinkltales beobachten. Nahezu im Zentrum des Tauernfensters liegt eine in NS-Richtung ca. 15 km lange, max. etwa 5 km breite „Linse“ permotriassischer Gesteine des Subpenninikums, der tektonisch tiefsten Einheit des Fensters. Dieselben Schichtenfolgen finden sich ansonsten nur noch in einem Streifen am N-Rand der Zillertaler Alpen (Tuxer Hauptkamm) und in einem kleinen Vorkommen in der „NW-Ecke“ des Fensters, an der Grenze zu den Radstädter Tauern. Die untere Einheit bildet die Wustkogel-Formation – eine Abfolge von Glimmerschiefern, Paragneisen und Quarziten, deren Ausgangsgesteine feldspatreiche Sedimente (Arkosen) der des Oberperms und der Untertrias waren. Überlagert werden diese von der – aus Marmoren und Rauwacken aufgebauten – mittel- bis obertriassischen Seidlwinkl-Formation (oder -Gruppe), gut zu sehen am Steinmandlkopf am linken Bildrand. Die Typuslokalitäten beider Formationen sind im Pano präsent – namensgebend für die Wustkogel-Formation ist ein eher unscheinbarer Berg etwas links der Bildmitte, der Seidlwinkl-Formation/Gruppe das Tal selbst. Abgelagert wurden die Ausgangssedimente beider Formationen, vorwiegend flachmarin, im Falle der Seidlwinkl-Gruppe in der Obertrias teils auch salinar (Rauwacken!) oder in einer terrestrischen Schwemmebene, auf dem alten, präalpidischen, Kontinentalschelf Europas. Altersmäßig und teils auch genetisch entsprechen diese beiden Schichtenfolgen jeweils dem hohen Oberrotliegend und dem Buntsandstein versus Muschelkalk bis Keuper Mitteleuropas bzw. Gröden-Sandstein (Oberperm) und Werfen-Formation (Untertrias) versus Wetterstein-/Schlern- bis Dachsteinkalk/Hauptdolomit (Mittel- bis Obertrias) des Ost- und Südalpins. Im vorliegenden Fall wurden die permotriassischen Sedimente allerdings sowohl von den penninischen (Ozeanboden zwischen Europa und Afrika), wie ostalpinen Decken (afrikanische Krustenteile) überfahren und in mehreren Kilometern Tiefe zu Glimmerschiefern, Gneisen und Quarziten umgewandelt sowie danach im Zuge von Aufstieg und Abtragung des Tauernfensters exhumiert.

Technische Angaben: Aufgenommen mit Sony NEX-7, Zoomobjektiv 18-200, Brennweite 18 mm, Belichtungszeit 1/160 s, Blendenzahl F/6.3, ISO 100, Polarisationsfilter "Digi Line Circular Polarizer", gesticht mit Autostitch aus drei Querformatfotos (HDR), geschnitten, nachbereitet und -geschärft mit Photoshop.

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Olaf Kleditzsch

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