Nach der Besteigung des Montagne des Agneaux waren wir zum Refuge de Glacier Blanc für eine weitere Nacht zurückgekehrt, da wir erst für den nächsten Tag im Refuge des Écrins einen Übernachtungsplatz gefunden hatten.
Am Folgetag ging es dann auf den Roche Faurio. Als wir im Aufstieg zum Gipfel die immer noch imposante Gletscherflanke der Barre des Écrins bewunderten fielen uns gleich die frischen Eistrümmer auf, welche die Aufstiegsspur verschüttet hatten. Die Spur war in der Folge an den direkten Rand dieser Trümmer verlegt worden.
Das gefiel uns gar nicht. Eigentlich wollten wir ja am nächsten Tag die Überschreitung der Barre angehen. Die Größe und das Ausmaß der Eistrümmer brachten uns zum Nachdenken. Bei genauerem Hinsehen waren weitere bereits teilweise vom Eis gelöste Seracs zu sehen, bereit jederzeit herabzustürzen. Bei den außergewöhnlich hohen Temperaturen der letzten Tage, der über 4000 m liegenden Nullgradgrenze ein nicht unerhebliches Risiko. Zudem hatte ich die Barre des Écrins und den Dôme de Neige vor 20 Jahren ja bereits bestiegen. In den vergangenen 40 Jahren in den Bergen hatte die Sicherheit bei uns immer an erster Stelle gestanden. Objektive Gefahren lassen sich im Laufe eine Hochtour nicht vermeiden, wenn aber die mögliche Gefahr derart deutlich sichtbar ist, ist es klüger sie gleich gar nicht einzugehen.
Sicher waren an diesem Tag über 20 Mann dort unterwegs aber muss man wenn 20 Andere es machen selber das Risiko auch eingehen?
Wir entschieden uns die Barre zu streichen, zumal das Wetter sich ändern sollte. Einen Gipfelbesuch in Wolken konnte ich mir gar nicht vorstellen.
Tatsächlich war es dann am nächsten Tag auch bedeckt. Wir fuhren in die Vanoise und bestiegen die Aiguille de Scolette stattdessen. Trotz eines ausnehmend schönen Tages hielt sich aber auf dem Gipfel eine hartnäckige Wolke, so dass ein Panorama nicht möglich war.
So geht es halt manchmal. Wichtig bei der ganzen Bergsteigerei ist aber, dass man mit seinen Entscheidungen im Reinen ist und hinterher nicht hadert wenn andere trotz solcher Umstände die Gipfel besteigen und heil wieder runter kommen.
P.S. Auf der vollbelegten Écrinshütte habe ich mir, wohl im überbelegten Schlafsaal, meine Coronainfektion abgeholt. Als ich am Abend in diese Sardinenbüchse kam hatte mir schon Böses geschwant. Ich habe mich jedoch schnell und gut wieder erholt.
Pedrotti Alberto, Hans-Jürgen Bayer, Alvise Bonaldo, Peter Brandt, Jörg Braukmann, Hans-Jörg Bäuerle, Günter Diez, Andre Frick, Johannes Ha, Manfred Hainz, Fredy Haubenschmid, Martin Kraus, Thomas Ludwig, Wilfried Malz, Gianluca Moroni, Niels Müller-Warmuth, Uta Philipp, Danko Rihter, Patrick Runggaldier, Michael Strasser, Jens Vischer, Benjamin Vogel, Alexander Von Mackensen, Gerald Wetzel
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Comments
Gruß Patrick
PS.: Bei der Beschrifung "La Bérarde" würde ich eher auf "Les Ètages" vermuten, da dieser mitten im Tal liegt. St. Christoph liegt jenseits des Rechtsknick und La Bérarde mehr im Talende bei der Verzweigung in Nord und Süd.
Alles schön, aber alles "nur" auf Kodachrome...
LG Alberto.
In der Tat hat der Normalweg am Écrins seine Tücken - eine Woche nach unserer Besteigung Anfang Sept. 2015 ereignete sich im Neuschnee ein Lawinenunglück mit mehreren Toten..
PS.. auch ich hab mir in der selben Woche Anfang Juli Covid eingefangen, am schönen Ref. Couvercle ;-)
....das man mit seinen Entscheidungen im Reinen ist und hinterher nicht hadert.... hast du sehr treffend bemerkt, ist aber nicht immer so einfach.
VG Manfred
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